Tilly und Breitenbrunn im 30-jährigen Krieg

Im Jahre 1624 wurde Johann t`Serclaes Graf von Tilly mit Breitenbrunn und Schloss Breitenegg vom bayerischen Kurfürsten Maximilian I. beliehen. Zu diesem Zeitpunkt war Tilly bereits 65 Jahre alt, zur damaligen Zeit ein "alter" Mann. Tilly war zeitlebens im Kriegsdienst gestanden, war ehelos geblieben und bis zu diesem Jahr auch heimatlos. Seine Heimat war bis dahin die Armee gewesen, nun war er nach all den Jahren Dienst ein bescheidener Lehensherr geworden.

Am 7. Juni 1624 kam er zum Ersten mal nach Breitenbrunn, um sein neues Lehen in Besitz zu nehmen. Der damalige Pfarrer Pranner von Breitenbrunn hat darüber einen Bericht verfasst. In dem schrieb er, er habe seinen neuen Herrn dreimal besucht um mit ihm über die Probleme der Pfarrei zu sprechen. Es wurde wohl über eine Erweiterung der Pfarrkirche gesprochen und bei dieser Gelegenheit auch über die "Wildensteiner-Monstranz". Diese befand sich zu dieser Zeit noch in der herzoglichen Schatzkammer in München.

Am Sonntag 8. Juni 1624 begleitete Tilly erst eine Prozession zusammen mit einer großen Anzahl seiner Untertanen. Anschließend spendete er der Kirche von Breitenbrunn zum Abschied 100 Taler, ein kostbares Messgewand und stiftete eine Rosenkranzbruderschaft. Letztere besteht bis zu diesem Tag und wird an jedem zweiten Sonntag im Oktober gefeiert.

Tilly konnte nicht lange auf seinem neuen Besitz bleiben, der Krieg rief ihn wieder zu seiner Truppe und ins Feld. Die Verwaltung seines Besitzes übertrug er dem Landrichter Viktor von Gilg, der daraufhin im Schloss Breitenegg residierte. Breitenbrunn sah seinen neuen Herrn für längere Zeit nicht mehr, da der Krieg und die Umstände dies nicht zuließen. Als der Kurfürst dann endlich in den endgültigen Besitz der Oberpfalz kam, wurde Tilly auf den Plan gerufen den Fürsten daran zu erinnern wem er dies zu verdanken hat. Daraufhin wurde ihm zur Herrschaft Breitenegg noch die Ämter Holnstein, Helfenberg, Hohenfels und die Stadt Freystadt zugesprochen. Zudem hielt er sich an dem Versprechen, Breitenegg aller landesfürstlichen Landesrechte zusprechen zu wollen.

Nach einem Angebot der Infantin von Spanien 1630 an Tilly den Oberbefehl über die spanischen Truppen zu übergeben, musste der Fürst weitere Zugeständnisse machen um Tilly zu halten. Er verzichtete auf alle Hoheitsrechte in der Herrschaft Breitenegg. Damit war der Weg frei das Tilly durch den Kaiser zum Reichsgrafen erhoben werden konnte. Des Weiteren wurde ausgehandelt dass die Wildensteiner Monstranz an die Kirche in Breitenbrunn zurückgegeben wird. Einer der wenigen Fälle, dass etwas aus der Schatzkammer der Wittelsbacher zurück an die rechtmäßigen Besitzer ging.

1631 hielt sich Tilly abermals in seiner Herrschaft Breitenegg auf, musste diese aber bald wieder verlassen und das kaiserliche Heer nach Norden führen. Der Brand von Magdeburg brachte dabei eine Wende im bisherigen Krieg, auch für Breitenbrunn. Denn ab hier begann der Schwedisch-Deutsche Krieg. In dieser Zeit regierte immer noch Tilly´s Verwalter Viktor von Gilg die Besitztümer um Breitenegg. Der Herrschaft war zu dieser Zeit auch schon die Reichsfreiheit "zugesprochen". Leider mahlen die Mühlen der Bürokratie aber langsam und so sollte der alte Tilly nicht mehr erleben wie seine Wahlheimat eine Reichsfreie Herrschaft wird, da diese erst 1635 beurkundet wird. Aber die Wildensteiner Monstranz kam wieder nach Breitenbrunn zurück.

Es ist nicht genau bekannt, ob Tilly im Winter 1631-1632 in Breitenbrunn war, dies wäre durchaus möglich. Da sich Tilly ihm Frühjahr angeblich mit seinem Heer in der Nähe befand. Am 16. April 1632 dann wurde Tilly in der Schlacht bei Rain am Lech schwer verwundet und die katholisch-kaiserliche Sache kam in unserer Gegend ins Hintertreffen. Während Tilly in Ingolstadt im Sterben lag, brach über seine Herrschaft zum ersten Mal der Krieg herein. Vierzehn Jahre wütete der Krieg schon im deutschen Lande, aber in Breitenbrunn und Bayern war man bis dahin verschont geblieben.

Nach Aufzeichnungen eines Pfarrers haben sich alle Geistlichen der Umgebung in das Schloß Breitenegg geflüchtet das von den Schweden nicht eingenommen werden konnte. Natürlich waren es nur einzelne Requirierungskommandos die sich hier aufhielten, zur Beschaffung von Geld und Verpflegung.

Das erste Opfer der Schweden in Breitenbrunn war am 23. April 1632 der Schneider Markus Neubeck, ihm folgte vier Tage später der Jüngling Ulrich Wagner, Mesner und Kantor von Breitenbrunn. Am 16. Juli wurde der Schuster Georg Moegele ermordet und am 20. September der Bauer Leonhard Lauffer von Premerzhofen.

Näher sollten wir auf den Mesner Wagner Ulrich eingehen, er hat angeblich die Wildensteiner Monstranz und die anderen Kirchenschätze durch Verstecken gerettet. Dafür aber sein Leib und Leben gelassen. Unerschütterlich in seinem Glauben hat er der Folter der Schweden und ihrem berüchtigten Methoden unter anderem dem "Schwedentrunk" widerstanden. Dabei wird dem armen Opfer ein Trichter in den Schlund gesteckt und sämtliche flüssige aufzutreibende Stoffe von Wasser bis Lampenöl in den armen Tropf eingegossen. Als dies alles nichts half und der Jüngling nichts preisgab, warfen die Schweden ihn kurzerhand vom Kirchturm der Pfarrkirche in den Tod.

Breitenbrunn und seine umliegenden Nachbarn ob Klöster oder Städte wurden noch des Öfteren geplündert, wobei es schon egal war von welcher Seite, der Krieg hatte eine Stufe der Gewalt der Gleichgültigkeit und Verrohung erreicht, wie selten zuvor. 30 Jahre Krieg waren zuviel für Volk, Land und Soldaten. Premerzhofener Bauern konnten am Schluss ihren Zehent nicht mehr entrichten und in Breitenbrunn standen Häuser und Schmieden leer. Die kaiserlichen Verbände konnten die Schweden nochmals aus Bayern vertreiben, es war aber keine Seite mehr stark genug einen entscheidenden Sieg zu erringen. So gingen 30 Jahre Krieg am 24. Oktober 1648 mit dem Westfälischen Frieden zu Ende. Die Grausamkeiten dieses Krieges sollen uns für immer Mahnung und Lehre sein.